Radwege im Städtedreieck unter der Lupe – Bedingungen für umweltfreundlichen Verkehr müssen weiter verbessert werden
Der Rad- und Fußverkehrspolitischer Sprecher der GRÜNEN Landtagsfraktion und Mitglied im Verkehrsausschuss des Landtags, Hermino Katzenstein, sowie die Betreuungsabgeordnete Martina Braun verschafften sich in diesen Tagen einen Überblick über die Situation des Radverkehrs im Städtedreieck. Dabei wurde ein Fokus auf den Schülerradverkehr zu den weiterführenden Schulen und die Sicherheit mit diesem Verkehrsmittel gelegt. Der Ortsverband Südbaar von Bündnis 90 / Die GRÜNEN hatte zur öffentlichen Radtour und abendlichen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung eingeladen.
An der ersten Station am Bahnhof in Bräunlingensprach der Abgeordnete Hermino Katzenstein für die erst kürzlich vorgenommenen Verbesserungen im Bereich der Donaueschinger Straße seine Anerkennung aus: „Das ist so vorbildlich, so stellen wir uns das vor“. Bürgermeister Micha Bächle verwies auf weitere Verbesserungen in der Radwegeführung in naher Zukunft im Bereich der Hüfinger Straße und auf die Überlegungen am Dögginger Bahnhof einen Park- und Ride-Parkplatz, eine E-Ladestation sowie ein Carsharing-Angebot zu machen. „Dort haben wir aufgrund der Anbindung an die Breisgau-S-Bahn ein hohes Potential für solche Einrichtungen und Angebote“, so Micha Bächle. Für Kreisrätin Maren Ott ist der Bahnhof Bräunlingen ein gutes Beispiel für den zukünftigen Ausbau zu einer Mobilitätsstation, spätestens dann, wenn der vom Land angekündigte Halbstundentakt kommt. Gemeinsam bedauert wurde die Situation, dass es keine Förderung für die Sanierung von Radwegen gibt. Zur Situation in der Innenstadt war man sich einig, dass bei Tempo 30 kein separater Radweg nötig ist.
Auf der gemeinsamen Radfahrt nach Hüfingen wurde insbesondere die Situation und Wegeführung am Kreisverkehr an der Seemühle diskutiert. Hermino Katzenstein stellte klar, dass die Musterlösung für kleinere bis mittlere Kreisverkehre die Führung des Radverkehrs auf der Fahrbahn vorsieht, „denn das Wichtigste bezüglich der Sicherheit für den Radverkehr ist, dass die Radfahrenden von den anderen Verkehrsteilnehmern gesehen werden“, so der fachpolitische Sprecher. Gut gemeint, aber oft nicht nötig oder bei zu schmalen Wegen sogar falsch angebracht sind blaue Radwegeschilder, denn diese stellen eine Benutzungspflicht dar. Katzenstein verwies an dieser Stelle auf die umfangreichen Musterlösungen für Radverkehrsanlagen auf www.aktivmobil-bw.de
An der Lucian-Reich-Schule in Hüfingen informierten Rektorin Ruth Zacher, Bürgermeister Michael Kollmeier und Stadtrat Peter Albert über die Situation dort. Im Rahmen des Schulwegeplans wurde zuletzt die Sicherheit beim Hauptzugang zum Schulgelände in der Hohenstraße verbessert. Dort wurden bauliche Maßnahmen vorgenommen und mit zahlreichen Informationen und Aufrufen sowie einem großen Banner die Eltern gebeten ihre Kinder zu Fuß zur Schule zu schicken. Schülerinnen und Schüler würden gerne zu Fuß gehen und in der ersten Klasse gibt es sogar eine Unterrichtseinheit, in der die Lehrerinnen die Schulwege gemeinsam abgehen. Katzenstein verwies an dieser Stelle auf die Möglichkeit eines Verkehrsversuches mit der an einer Schule eine zeitweise Straßensperrung vorgenommen werden kann. „Natürlich muss so eine Maßnahme gut mit den Anwohnerinnen und Anwohnern abgestimmt werden“, machte der Abgeordnete deutlich. Er informierte außerdem darüber, dass die Koalition im Landtag beschlossen hat, die zuletzt gekürzte Radverkehrsausbildungin der vierten Klasse wieder auf den ursprünglichen Umfang auszudehnen. Wie überall fehle es aktuell auch an dieser Stelle an geeignetem Personal.
e Station der Radtour war die Carsharingstationund die neuen Fahrradboxen am Bahnhof Donaueschingen. In der Friedrich-Ebert-Straße an der Südseite des Bahnhofs stehen aktuell zwei Carsharing-Fahrzeuge, davon eines von „Mobile Baar“, einem ehrenamtlich getragenen Donaueschinger Verein, der an Stadtmobil Südbaden angeschlossen ist. „Insgesamt gibt es in Donaueschingen aktuell fünf Carsharing-Fahrzeuge, außerdem weitere Fahrzeuge in Hüfingen und Bräunlingen“, so Gerhard Bronner von Mobile Baar e.V.. Hermino Katzenstein vermisste auf Anhieb eine Fahrradabstellanlage direkt bei den Carsharing-Fahrzeugen, wurde aber auf die wenige Meter entfernte, erst vor Kurzem neu gebaute Fahrradstation mit zahlreichen Anlehnbügeln und abschließbaren Fahrradboxen verwiesen. Gerhard Bronner erläuterte, dass für weitere Carsharing-Fahrzeuge auch an anderen Standorten mindestens fünf Intensivnutzer nötig seien. Die Tarife für die Nutzung seien aufgrund der ehrenamtlichen Verwaltung des Vereins bereits seit 25 Jahren sehr günstig. Betreuungsabgeordnete Martina Braun verwies auf eine aktuelle Aktion zur Akzeptanzförderung von Sharing-Angeboten speziell in der Arbeitswelt. „Wenn die Fahrzeuge im beruflichen Kontext genutzt werden, dann ist der Schritt zur privaten Nutzung nicht mehr so weit“, so die Hoffnung der Landtagsabgeordneten.
Letzte Station der Radtour war die Baugrube der zukünftigen Realschule in Donaueschingen. Auf dem Weg dorthin wurde in der Hermann-Fischer-Alle die Problematik von Schutzstreifen für Radfahrende deutlich. Aufgrund der gestrichelten und nicht durchgezogenen Linie dürfen Autofahrende den Schutzstreifen nämlich bei Notwendigkeit befahren. „Das Dilemma von oft gut gemeinten Schutzstreifen ist, dass der Sicherheitsabstand von 1,50 m zu Radfahrenden von den Kraftfahrzeugen meist nicht eingehalten wird“, so der radpolitische Sprecher der GRÜNEN Landtagsfraktion, Hermino Katzenstein. „Schutzstreifen dürfen nur Notlösungen sein, am besten sind geschützte Radstreifen. Nachweislich können damit viele Menschen aus allen Alters- und Bevölkerungsschichten aufs Rad gebracht werden, was aus Klimaschutzgründen letztendlich das Ziel ist.“
Auf dem Konversionsgelände informierte die Rektorin der RealschuleDonaueschingen, Katja Fox, der Elternbeiratsvorsitzende Martin Hornung sowie die beiden Donaueschinger Gemeinderäte Uwe Kaminski und Andreas Olivier über die Planungen und zukünftige Verkehrsanbindung der neuen Realschule. Die Bushaltestelle und eine Haltemöglichkeit für „Elterntaxis“ werde in der Friedhofstraße sein, die Fußwegeanbindung von der Innenstadt über die Laßbergstraße, von der Ringzughaltestelle Siedlersteg über die Hermann-Fischer-Allee und den Hindenburgring erfolgen. Ob der Anteil der radfahrenden Schülerinnen und Schüler von aktuell rund 5% mit der neuen Lage verbessert werden kann, wurde allgemein bezweifelt. Dennoch befindet sich die Realschule bereits auf den Weg zum Zertifikat „fahrradfreundliche Schule“, hat bereits für eine MTB-AG eigene Schulfahrräder und im Rahmen der „bewegten Schule“ zuletzt 30 Roller und Helme angeschafft. „Uns war aufgefallen, dass in den letzten praktischen Radprüfungen 80% der Schülerinnen und Schüler durchgefallen waren, mit den Rollern soll insbesondere das Gleichgewicht trainiert werden“, so Rektorin Katja Fox. Stadtrat Uwe Kaminski erläuterte seine Ideen für einen attraktiveren und sichereren Radverkehr in Donaueschingen und die vom Gemeinderat und Mobilitätsausschuss beschlossene Prioritätenlistezur Verbesserung der Radwegesituation in der Donauquellstadt.
Maren Ott, Vorstandsmitglied im Ortsverband Südbaar von Bündnis 90 / Die GRÜNEN bedankte sich bei allen Beteiligten an dieser Radtour, insbesondere bei MdL Hermino Katzenstein, der zu dieser Veranstaltung extra aus seinem Wahlkreis Sinsheim mit Zug und Rennrad anreiste und mit viel Fachwissen und praktischen Ideen und Beispielen aus anderen Orten Lust machte, sich mit dem Rad- und Fußverkehr intensiver zu beschäftigen. „Im Kommunalwahlkampf im Frühjahr 2024 wird der umweltfreundliche und klimaschonende Verkehr im Städtedreieck sicherlich ein großes Thema für alle Parteien und Listen sein, wir als bündnisgrüner Ortsverband unterstützen unsere Listen in einer fachpolitischen Positionierung und ermuntern alle Interessierten sich zu melden, wenn sie die Zukunft ihres Ortes aktiv mitgestalten wollen“, so Maren Ott zum Abschluss der Tour.